Zollfrei durch Europa saufen

Die Jungen Liberalen Niedersachsen fordern die Abschaffung des Art. 36 AEUV.

Wohneigentum fördern – Grunderwerbssteuer streichen

Die Jungen Liberalen Niedersachsen setzen sich dafür ein, einen Freibetrag von 500.000€ bei der Grunderwerbssteuer auf die erste selbstgenutzte Immobilie einzuführen.

Mehr Ausbildung, weniger Einbildung

Präambel

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt seit langem als vorbildlich in Europa. Um diesen Status auch in Zukunft sicher zu stellen, sollte die Wichtigkeit der dualen Berufsausbildung nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund setzen sich die Jungen Liberalen dafür ein, die Ausbildung vom Weg dahin bis hin zum Abschluss und der nachträglichen Weiterbildung der heutigen Zeit anzupassen, um allen jungen Mitbürgern/innen einen qualifizierten Start in das Berufsleben zu ermöglichen. Des Weiteren wollen wir auch anderen Menschen, die sich durch eine neue Lebenssituation beruflich umorientieren müssen eine starke Unterstützung bieten. Hierdurch sollen beiden Gruppen ein Selbstbestimmtes Leben ohne Abhängigkeiten von Transferleistungen ermöglicht werden.

Um dieses Ziel auch langfristig verfolgen zu können, sollte Wert darauf gelegt werden, dass die Qualität der Ausbildung nicht nur einseitig steigt und zu Lasten anderer einzelner Akteure geht. Sowohl Lehrer als auch Betriebe (und weitere mögliche Beteiligte), sollten von der Erneuerung der Berufsausbildung profitieren.

Beste Chancen für den Weg in die Ausbildung

Während der Schulzeit wird in der Regel die grundlegende Entscheidung getroffen, welchen Beruf ein Schüler ergreifen möchte. Beim Treffen einer solchen Entscheidung ist es wichtig, die verschiedenen Optionen zu kennen. Außerdem müssen Schüler/-innen mit erhöhtem Förderbedarf bedarfsgerecht unterstützen und an eine berufliche Zukunft herangeführt werden. Für die Schüler/-innen ist die Aufnahme einer Berufsausbildung ein großer Schritt in Richtung eines selbständigen Lebens. Ein solcher Schritt muss in Bezug auf wichtige Auswahlentscheidungen neben dem Beruf, insbesondere im Bereich Vorsorge unterstützt werden. Deshalb fordern wir:

  • Berufsstarterklassen weiter stärken und unterstützen
  • Qualifizierte Berufsberatung in allgemeinbildenden Schulen
  • Zusammenarbeit zwischen ortsansässigen Firmen und Schulen ausbauen und fördern
  • Örtliche Ausbildungsmöglichkeiten stärker präsentieren
  • Frühzeitige Information über Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Vermehrte Informationen zu Steuern, Versicherungen und Vorsorgemöglichkeiten

Vollschulische Berufsausbildung

Als Liberale sind wir davon überzeugt, dass Entscheidungen durch (Fach-)Wissen fundiert getroffen werden sollten. Dazu müssen auch Auszubildenden befähigt werden. Dies ist nur umsetzbar, wenn Sie einerseits selbstständig und andererseits unabhängig sind. Die Vorteile einer dualen Ausbildung liegen nicht nur in der Praxiserfahrung, welche den Weg in den Berufsalltag erleichtert, sondern auch in der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit durch das Erhalten einer Vergütung. Außerdem ist in der Regel die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb nur einmalig notwendig; im Gegensatz zur vollschulischen Ausbildung, bei der mehrfach ein Praktikumsplatz gefunden werden muss. Die zeitlichen und monetären Aufwendungen, die bei einer vollschulischen Ausbildung anfallen, stehen zudem häufig in einem schlechten Verhältnis zu dem nach Abschluss gezahltem Gehalt. Aus diesen Gründen fordern wir, eine Überprüfung von derzeit vollschulischen Ausbildungsformen und ggf. die Überführung in das duale Ausbildungssystem.

Duale Berufsausbildung

Die duale Berufsausbildung ist ein bewährtes System in Deutschland. Durch den Trend der Über-Akademisierung leiden sowohl die Auszubildenden als auch die Betriebe und Berufsschulen. Um die duale Berufsausbildung wieder attraktiver zu gestalten, sollten die Bedingungen, unter welchen eine Ausbildung stattfindet, überdacht und erneuert werden. Um auch in Zukunft ein leistungsfähiges Land, mit der besten (Aus-)Bildung zu bleiben, fordern wir deshalb:

  • Verbesserte Ausstattung der Berufsschulen
  • Mehr Lehrer an Berufsschulen
  • Kein fachfremdes Unterrichten
  • Mehr Fachpraxisunterricht
  • Kleinere Klassenteiler
  • Weniger Bürokratie für Lehrer, mehr Zeit für den Umgang mit Schülern
  • Mehr Sozialpädagogen / Besseres Beratungsangebot
  • Weniger gemeinsame Beschulung von nicht zusammenpassenden Ausbildungsberufen
  • Ausweitung der ausbildungsbegleitenden Hilfen mit qualifiziertem Fachpersonal
  • Einfluss der Schulnoten auf die Theorienote in der Gesellenprüfung/Abschlussprüfung
  • Aktualisierung und Entschlackung der Rahmenlehrpläne
  • Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen und den Betrieben fördern

Lebensbedingungen in der Berufsausbildung

Die duale Berufsausbildung war in Deutschland über lange Zeit sehr hoch angesehen. Viele potenzielle Auszubildende meiden im Rahmen des Trends der Über-Akademisierung allerdings den Weg in die Berufsausbildung und wählen stattdessen akademische Laufbahn. Neben fachlichen Verbesserungen der Ausbildung, müssen auch die Lebensbedingungen der Auszubildenden verbessert werden. Hierzu gehört zum Beispiel die Mobilität der Azubis oder das Leben in Eigenverantwortung. Das bedeutet neben der Absicherung von Grundbedürfnissen auch die Unterstützung beim Zugang zu günstigen Lebensraum. Aus diesem Gründen fordern wir:

  • ein bezahlbares Nahverkehrsticket für Auszubildende
  • einen Ausbau von Wohnheimplätzen sowohl für Auszubildende als auch für Studierende in Gebieten mit niedrigem Leerstand. Neue Wohnheime sollen dabei nicht mehr von Studentenwerken eingerichtet und damit aus Zwangsbeiträgen aller Studierender finanziert werden. Stattdessen könnten die Länder den Bau und Betrieb von neuen Wohnheimen ausschreiben und an Unternehmen der freien Wirtschaft vergeben.
  • Ausbau der assistierten Ausbildung
  • Eine bessere Information über bestehende Fördermaßnahmen
  • Einen leichteren Zugang zu finanziellen Hilfen für Auszubildende

Umschulung

Im Berufsleben kann es jederzeit zu unerwarteten Veränderungen kommen. Sei es durch Krankheit oder durch eine Änderung am Arbeitsmarkt. Dies kann dazu führen, dass eine berufliche Neuorientierung nötig wird. Diese Neuorientierung stellt die Betroffenen oft vor große Herausforderungen. Neben der finanziellen Belastung müssen sich Menschen, die oft seit Jahrzehnten nicht mehr in der Schule waren, wieder schulischen Herausforderungen stellen. Diese Personen sind vom Staat mit einer Hilfe zur Selbsthilfe in ihrem Bestreben zu unterstützen. Konkret fordern wir:

  • Finanzierung der Umschulung über die gesamte Ausbildungsdauer
  • Einen Bonus bei vorzeitiger Beendigung der Ausbildung

Weiterentwicklung nach der Ausbildung

Die duale Berufsausbildung ist ein sicheres Fundament zum Konzept des lebenslangen Lernens. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung sollte es möglich sein, sich sowohl zu einem fachlichen Ansprechpartner als auch zu einer disziplinarischen Führungskraft weiterentwickeln zu können. Häufig wird für eine Position in Führungsverantwortung auf Hochschulabsolventen zurückgegriffen, Gesellen ziehen dabei oft den Kürzeren. Wir brauchen daher mehr und bessere Chancen auf eine berufsbegleitende Weiterbildung und daran anknüpfend auf persönliche berufliche Weiterentwicklung. Aus diesen Gründen fordern wir:

  • Ausbau des Meister/Weiterbildungs-BAföGs
  • Eine berufsspezifische Weiterbildungs-Beratung

KiTa-Qualität stärken

Die Jungen Liberalen Niedersachsen begrüßen den massiven Ausbau von Plätzen in Kindertagesstätten und Kinderkrippen. Gleichzeitig mahnen wir, nicht nur über die Anzahl von KiTa-Plätzen zu sprechen, sondern auch über die Qualität der Betreuung. Da immer mehr Kinder früher Krippen und KiTas besuchen und mehr Zeit des Tages dort verbringen, wird es immer wichtiger, nicht nur über Kinderbetreuung, sondern auch über frühkindliche Bildung zu sprechen.

1. KiTa-Betreuung wird KiTa-Bildung

Frühkindliche Bildung macht aus Kindertagesstätten keine Schulen, sondern fördert Kinder in den spielerischen Situationen ihres Alltagslebens. Durch bewusstes Anleiten und Begleiten im Spiel können gezielt Defizite in der Beherrschung von Sprache, von Zahlen und anderen frühkindlichen Kompetenzen beseitigt und schnelle Fortschritte erreicht werden. Dazu braucht es ein Bewusstsein über die Möglichkeiten der frühkindlichen Bildung, entsprechend ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, eine entwicklungspädagogische Begleitung vom Eintritt in die KiTa bis zur Einschulung und eine enge Kooperation von KiTas und Grundschulen. Um diese Ziele umzusetzen, fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen, die Zuständigkeit für Kindertagesstätten auf die Bildungs- bzw. Kultusministerien zu übertragen.

2. Gute Qualität für alle KiTas

Kindertagesstätten in Deutschland werden von vielen verschiedenen Trägern unterhalten, die für unterschiedliche Zielgruppen von Eltern und Kinder unterschiedliche Angebote machen. Die Jungen Liberalen Niedersachsen unterstützen diese Vielfalt, erkennen aber gleichzeitig die Notwendigkeit, auch bei nicht-staatlichen Trägern eine hohe Qualität der frühkindlichen Bildung zu fordern. Deswegen fordern wir den Beschluss eines KiTa-Qualitätsgesetzes, das Mindeststandards festlegt, die für KiTas in staatlicher und nicht-staatlicher Trägerschaft gleichermaßen gelten.

Ein solches KiTa-Qualitätsgesetz setzt nicht nur Mindestanforderungen an die räumliche Gestaltung und Ausstattung oder die Verpflegung, sondern definiert auch die Ziele der frühkindlichen Bildung und Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung des eingesetzten Personals. Die zuständigen Ministerien sollen regelmäßig unangekündigt die Einhaltung der Standards kontrollieren.

Außerdem fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen, dass sich jede Kindertagesstätte explizit ein eigenes, ausführliches Konzept gibt. So können Eltern die verschiedenen Angebote besser vergleichen und das für sie passende Konzept auswählen.

3. Erzieher aus- und weiterbilden

Eine vollständige Akademisierung des Erzieherberufs lehnen die Jungen Liberalen Niedersachsen ab. Stattdessen müssen die Möglichkeiten zur fachlichen Weiterbildung massiv ausgebaut werden. Nach Ausbildung und Berufserfahrung können sich Erzieher berufsbegleitend oder in Vollzeit fachlich, z.B. in Form eines Studiums oder an Weiterbildungsinstituten, weiterbilden und sich so für Leitungsaufgaben qualifizieren. Auch die Möglichkeit, sich im dualen Studium zum Erzieher auszubilden, soll geschaffen werden.

Die Leitung von Kindertagesstätten soll zukünftig grundsätzlich von Erziehern übernommen werden, die, in Anlehnung an das Credit-Point-System, Punkte als Nachweis ihrer fachlichen Kenntnisse erworben haben. Solche Punkte müssen nicht zwingend durch ein Studium, sondern können durch unterschiedliche Bildungseinrichtungen, erworben werden. Umfassende Weiterbildung in pädagogischen Konzepten sowie betriebswirtschaftliches Wissen muss Grundlage in sämtlichen Qualifikationswegen sein, um eine Basis an Fachkenntnissen vorraussetzen zu können.

Für ein verbessertes Wahlsystem

Die Jungen Liberalen fordern eine Reform des Wahlrechts. Besonders wichtig sind uns hierbei folgende zwei Punkte:

  1. Wir setzen uns für flexiblere und längere Öffnungszeiten der Wahllokale ein. Die konkreten Öffnungszeiten obliegen der Kommune. Eine Mindestöffnungszeit von 10 Stunden muss dabei gewährleistet sein. Es steht der Kommune auch frei, die gesamte Wahl auf eine Briefwahl umzustellen.
  2. Wir setzen uns für eine Reform des Wahlsystems der Erststimmen bei Bundes- und Landtagswahlen ein. Statt dem bisherigen Mehrheitswahlsystem sollen die Direktkandidaten zukünftig durch ein Instant-Runoff-Voting Verfahren bestimmt werden. Dabei kann der Wähler drei Kandidaten nach Präferenz sortieren. Bei der Auswahl der Kandidaten kann mehr Wert auf die allgemeine Popularität der Kandidaten gelegt werden.

Zeit für Beruf und Familie

A. Präambel

Mit der Veränderung von Familienentwürfen gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer mehr an Bedeutung: Häufig wollen oder müssen beide Elternteile arbeiten gehen. Dabei ist es mitunter schwierig, die beruflichen Karrieren und das familiäre Leben unter einen Hut zu bekommen; dies gilt im Besonderen für Alleinerziehende. Jede Familie muss für sich ganz individuell den bestmöglichen Weg finden, die Politik kann und sollte keine allgemeingültige Musterlösung vorschreiben. Aufgabe der Politik ist es vielmehr, den Eltern die notwendigen Werkzeuge in die Hand zu geben, um für sich und für ihre Kinder die besten Lösungen zu zimmern. Dabei kommt es darauf an, möglichst viele Gestaltungsfreiräume zu schaffen und Gestaltungseinschränkungen zu minimieren.

B. Unerfüllte Kinderwünsche verwirklichen

Zur Familiengründung gehört der Nachwuchs, doch nicht jeder hat darauf die gleichen Chancen. Wir wollen dabei unterstützen, unerfüllte Kinderwünsche zu verwirklichen. Für diejenigen Kinderwünsche, die aus medizinischen Gründen unerfüllt sind, wollen wir – unter später genannten Voraussetzungen – Samen- und Eizellspende sowie Tragemutterschaft legalisieren. Die Tragemutterschaft soll nur bei gegebener medizinischer Indikation, die von zwei unabhängigen GynäkologInnen festgestellt wurde, möglich sein. Dabei müssen Tragemütter unentgeltlich handeln, die Unionsbürgerschaft innehaben und dürfen nicht vermittelt werden. Für eine Legalisierung der Samen- und Eizellspende muss gewährleistet sein, dass das Kind keinerlei rechtlichen Ansprüche – wie etwa Unterhaltsansprüche – gegen den oder die SpenderIn hat.

Die sogenannte Kinderwunschbehandlung soll in Zukunft auch Menschen, die ohne medizinische Indikation keine Kinder bekommen, ermöglicht werden. Dabei soll die Behandlung bis zu einer nach der Meinung des behandelnden Arztes notwendigen Anzahl an Versuchen aus den Mitteln der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden.

Wir wollen darüber hinaus das sogenannte “Social Freezing” ermöglichen, bei dem Zellen über einen langen Zeitraum bei niedrigsten Temperaturen konserviert werden und somit ihre Eigenschaften erhalten. Dabei wird es Frauen und Männern ermöglicht ihre Eizellen bzw. ihr Sperma auf unbestimmte Zeit einzufrieren um dann zu einem späteren Zeitpunkt – ohne die Risiken des Alters – Kinder zu bekommen. Wir schaffen damit die Chance, auch im höheren Alter Kinderwünsche zu verwirklichen, was z. B. Paaren zu Gute käme, die sich erst in späteren Lebensjahren kennengelernt haben.

Wir wollen allen Paare ihre Kinderwünsche erfüllen. Das gilt auch für die Paare, denen diese Möglichkeit bis jetzt aus politischen Gründen verwehrt bleiben. Das Adoptionsrecht soll in Zukunft allen staatlich anerkannten Verantwortungsgemeinschaften, aber auch Alleinerziehenden zustehen. Jeder soll die gleichen Rechte und Pflichten in der Adoption bekommen.

C. Kinder bilden und nicht nur betreuen

Wir sehen die Betreuung unserer Kinder nicht nur als eine reine Unterbringungsmöglichkeit während der Arbeitszeit der Eltern; wir sehen sie vielmehr als Chance zur Förderung der Entwicklung und des Lernens in einer kindgerechten Umgebung unter der Anleitung und der Obhut von Fachpersonal, das unsere Kinder nicht nur betreut, sondern auch bildet. Insbesondere im jungen Alter lernen Kinder schnell und können grundlegende Kenntnisse mit auf ihre Reise durch das Bildungssystem nehmen. Uns ist deshalb wichtig, dass alle Eltern ab Geburt des Kindes sowohl den Rechtsanspruch auf, als auch einen tatsächlichen Platz in einer passenden Betreuungseinrichtung erhalten. Dabei soll den Eltern die größtmögliche Wahlfreiheit geboten werden, um das richtige Betreuungsangebot für ihr Kind zu finden. Es gibt eine Vielzahl von Betreuungskonzepten und Trägern, die wir begrüßen und daher erhalten und fördern wollen. Nur wenn ein vielfältiges Angebot vorhanden ist, kann für jedes Kind der beste individuelle Platz gewährleistet werden. Bürokratische Hürden, die die Schaffung privater Betreuungseinrichtungen erschweren, müssen daher abgebaut werden. So wollen wir zum Beispiel durch entsprechende Ausschreibungen in den Kommunen den Ausbau von Kinderbetreuung in privater Trägerschaft vorantreiben. Andererseits müssen fachliche Kompetenzen der ErzieherInnen gewährleistet sein und ggf. weiter ausgebaut werden; nur so wird erreicht, dass unsere Kinder nicht nur betreut, sondern auch gebildet werden.

Die Nachfrage für gut ausgebildete ErzieherInnen ist groß, deswegen müssen berufliche Perspektiven attraktiv gestaltet sein. Dazu gehören ansprechende Gehaltsperspektiven ebenso wie Weiterbildungsmöglichkeiten und insbesondere eine wirklichkeitsnahe Altersvorsorge. Denn potenzielle Auszubildende erwarten eine Antwort auf die Frage, inwiefern es realistisch ist, im gehobenen Alter diesem Beruf weiter nachzugehen.

Bei der elterlichen Entscheidung über die Ausgestaltung der Art des Jobs und der Arbeitszeiten, spielen die Kosten für die Kinderbetreuung bzw. -bildung eine große Rolle. Daher fordern wir konkret folgendes Finanzierungsmodell:

Die Kosten für einen Betreuungsplatz sind grundsätzlich vollständig von der Kommune zu tragen; das gilt sowohl für öffentliche als auch für private Betreuungseinrichtungen. Der Betreuungsplatz wird allerdings von der Kommune nur maximal in der Höhe von 120% des kommunalen Durchschnittsbeitrags gezahlt. Die Finanzierung der Betreuungsleistung muss unabhängig von der Art der Betreuungseinrichtung sein, solange die fachliche Kompetenz der betreuenden Person gewährleistet ist. Das schließt auch Tagesmütter bzw. -väter mit ein. Sie leisten einen wichtigen Beitrag innerhalb unserer Betreuungslandschaft; das gilt insbesondere für Überbrückungszeiten bis zum nächstmöglichen Aufnahmezeitpunkt an den Betreuungseinrichtungen. Die Kommune ist dabei von Bund und Land zu unterstützen.

Arbeitsweisen und damit Arbeitszeitmodelle können sehr unterschiedlich sein. Es kann im Job zum Beispiel arbeitsintensive Hochphasen geben oder auch entspannte Nebensaisons. Deswegen müssen Betreuungsangebote flexibel sein. Wir setzen uns daher für ein vielfältiges Angebot an Betreuungszeiträumen ein, innerhalb einer Bandbreite von Kurzzeitbetreuung bis hin zu einer 24-Stunden-Betreuung. Dafür ist der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz dahingehend zu ändern, dass er nicht nur für die Betreuung in einer Vormittagsgruppe gerichtet ist (vgl. § 24 Abs. 1 S. 2 NKiTaG). Weiterhin wollen wir darauf hinarbeiten, dass langfristig in allen Kommunen, zumindest aber in den großen Städten, ein 24-Stunden-KiTa-Angebot eingerichtet wird.

Auch nach der Einschulung kann eine Betreuung gebraucht werden. Wir fordern daher den zügigen Ausbau von freiwilligen Ganztagsschulen. Dabei hat nach unserem Konzept der autonomen Schule, jeder Schulträger ein Ganztagsangebot an den Schulen oder in geeigneter Erreichbarkeit vorzuhalten. Dies soll ausdrücklich auch in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Vereinen und Gruppen möglich sein. Auch die außerschulische Ganztagsbetreuung erfüllt dabei einen pädagogischen Anspruch und unterliegt der Aufsicht der für die Schulen zuständigen Schulverwaltungen und Ministerien. Die Richtlinien zur Einbindung von Vereinen u. Ä. sollen dabei in einer Weise gestaltet werden, dass es den Vereinen auch tatsächlich möglich ist, diese Angebote in einer angemessenen Weise bereitzustellen.

D. Gerechte Chancen für die familiäre Haushaltskasse schaffen

Es gibt viele Menschen in Deutschland, die sich gegen Kinder entscheiden. Auch die Anzahl der Kinder pro Frau liegt laut statistischem Bundesamt mit 1,47 unter dem europäischen Durchschnitt. Die Gründe für den Verzicht sind vielschichtig und mit Erfindung der Pille in den 60ziger Jahren kam endlich ein wichtiger Meilenstein zur freien Entscheidung und Kontrolle hinzu. Die Möglichkeit dieser Entscheidung aus freien Stücken heraus ist großartig. Furchtbar ist es allerdings, wenn sich Menschen unfreiwillig gegen Kinder entscheiden müssen. Bis zur Volljährigkeit kostet ein Kind knapp 130.000 Euro. Leider gibt es Menschen, die sich von diesen Kosten abschrecken lassen. Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der rückläufigen Einwohnerzahl, ist es bedauerlich, dass in unserem wirtschaftsstarken Land die Entscheidung über die Familiengestaltung immer noch vom Portemonnaie der Familie abhängig sein kann.

Kindergeld und Kinderfreibetrag sind sinnvolle Instrumente zur finanziellen Förderung. Das maximale Förderungsalter von volljährigen Kindern in Ausbildung bis zur Vollendung des 25. Lebensjahrs halten wir für angemessen. Die Möglichkeit zur Inanspruchnahme von Elternzeit nach der Geburt des Kindes ist wichtig und richtig. Für die Entscheidung über die Dauer der Elternzeit darf ein Verlust von Einkünften allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen. Eltern, die insbesondere die ersten Lebensmonate des Kindes intensiv begleiten wollen, dürfen nicht durch finanzielle Abhängigkeit davon abgehalten werden. Deshalb wollen wir das Angebot des Elterngeldes folgendermaßen verbessern:

Die Höhe des Elterngeldes soll sich nicht am Netto- sondern am Bruttoeinkommen orientieren. Denn sonst werden unverheiratete Paare schlechter gestellt als verheiratete. Letztere profitieren nämlich erheblich von einer Steuerklassenoptimierung. Der Elterngeldanspruch soll im Gegenzug angehoben werden auf 70 Prozent des Bruttoeinkommens.

Das Elterngeld Plus muss flexibler werden: Wir fordern eine freie Aufteilungsmöglichkeit der monatlichen Zahlungen im Rahmen des maximalen Förderzeitrahmens von 24 Monaten. Der Partnerschaftsbonus soll auch dann möglich sein, wenn beide Elternteile zu unterschiedlichen Zeiten für vier Monate in Teilzeit arbeiten. Ebenso sollen Teilzeitarbeitsmöglichkeiten im Rahmen des Partnerschaftsbonus auf 15 bis 30 Wochenstunden ausgeweitet werden.

Das Ehegattensplitting soll reformiert werden. Es wird zukünftig von einem Familiensplitting nach dem französischen Modell ersetzt. Das Einkommen der Eltern wird weiterhin gemeinsam besteuert. Jedoch fließt nun die Anzahl der Kinder in die Berechnung mit ein, wobei die Eltern einen Faktor von eins erhalten und die Kinder einen Faktor von 0,5 erhalten. Das Jahreseinkommen wird dann entsprechend geteilt und nur dieser Betrag besteuert. Das Familiensplitting greift ab dem ersten Kind.

Die Jungen Liberalen fordern Alleinerziehende durch die Anhebung des Entlastungsbetrages für Alleinerziehende (§ 24b EStG). Zudem wollen wir für Alleinerziehende die steuerliche Ermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen von derzeit 20% auf 30% zu erhöhen.

E. Arbeitgeber zur Förderung des Nachwuchses ermuntern

Arbeitgeber profitieren von einer ausgewogenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf für ihre Arbeitnehmer, wenn diese dadurch ihren Alltag leichter und besser bestreiten können. Für Arbeitnehmer reichen jedoch Lippenbekenntnisse ihrer Arbeitgeber für eine echte Chance auf eine Vereinbarkeit nicht aus; sie brauchen vielmehr rechtlich verbindliche Ansprüche, die ihnen Planungssicherheit geben. Dazu zählt unter anderem das Recht auf eine mindestens gleichwertige Stelle bei Rückkehr aus der Elternzeit, was sowohl für das Gehalt als auch für die Tätigkeitsbeschreibung gilt. Zudem fordern wir das Recht auf Reduzierung der Arbeitszeit bei Rückkehr aus der Elternzeit für beide Elternteile, unabhängig von der gewünschten Höhe der Reduzierung und der Art der Stelle. Auch fordern wir das grundsätzliche Recht auf Telearbeit für alle Arbeitnehmer. Von diesen Rechten darf nur abgewichen werden, wenn wichtige betriebliche Gründe dagegen vorgebracht werden.

Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen Betriebskindergärten einzurichten, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch besser zu verzahnen.

Spontanparties legalisieren

Die Jungen Liberalen Niedersachsen setzen sich für die Schaffung der Möglichkeit einer Spontananmeldung für kleine Kulturveranstaltungen, zum Beispiel Musikveranstaltungen, auf passenden Freiflächen ein.

Seit einigen Jahren existiert in Deutschland, insbesondere unter Liebhabern elektronischer Musik, der Trend, bei gutem Wetter spontan Musikveranstaltungen auf abgelegenen Freiflächen stattfinden zu lassen. Da die Veranstalter, aufgrund des bürokratischen und zeitlichen Aufwandes, in der Regel ihre Veranstaltung nicht anmelden, bewegen sie sich in einer gesetzlichen Grauzone und laufen Gefahr, dass ihre Veranstaltung von den Ordnungshütern aufgelöst wird.

Die Schaffung der Möglichkeit für kleine, unkommerzielle Kulturveranstaltungen, zeitliche und bürokratische Hürden zu umgehen würde daher einen Mehrwert für die Kulturlandschaft Deutschlands schaffen und dafür sorgen, dass die Hürden zur Sammlung von Praxiserfahrung von angehenden Eventmanagern niedriger sind.

Konkret fordern wir folgenden Rahmen für die Anmeldung von Spontanveranstaltungen:

  • Möglich für Veranstaltungen von bis zu 500 Personen.
  • An von städtischen Behörden ausgewiesenen Plätzen.
  • Die jeweilige Höchstlautstärke wird vom Ordnungsamt in Abhängigkeit vom Veranstaltungsort bestimmt (Richtwert 103 Dezibel).
  • Eine Veranstaltung kann bis zu 24 Stunden vor Veranstaltungsbeginn über ein Onlineformular eingereicht werden. Bei Einreichungen, die diese Zeitfrist nicht einhalten, entscheidet das Ordnungsamt.
  • Spontanparties genießen keinen Demonstrationsschutz, sodass Veranstalter für die Kosten von Straßensperrungen, Müllbeseitigung oder sonstigen Maßnahmen grundsätzlich herangezogen werden können.
  • Veranstaltungen mit Gewinnerzielungsabsicht können nicht über dieses Verfahren angemeldet werden.

Wehrhafte Union – Liberale Bedingungen für eine EU-Armee

Im vergangenen Jahrhundert rissen zwei fatale Weltkriege die Menschen Europas auseinander und führten dennoch nur die kriegerische Vergangenheit des Kontinents fort. Konflikte aller Art fanden vorwiegend militärische Lösungen und bekräftigten eine Normalität des Hasses unter den Völkern Europas. Allianzen schlossen die Europäer untereinander nur, um anschließend gegeneinander Krieg zu führen. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges stellt die Entwicklung der Europäischen Union einen bislang unerreichten Friedens- und Integrationsprozess dar. Zum ersten Mal wachsen die Völker Europas zusammen, wählen ein gemeinsames Parlament und finden zunehmend eine geeinte Stimme in der Welt. Anstatt die Vergangenheit zu wiederholen und europäische Armeen gegeneinander marschieren zu lassen, kooperieren europäische Truppen in Projekten wie den Eurokorps. Bislang sind diese gemeinsamen Aktionen rein eventgebunden und zeitlich begrenzt.

Eine ständige Armee, zusammengestellt aus allen EU-Mitgliedsstaaten, wäre nicht nur Ausdruck stärkerer Integration, sondern würde auch ein historisch einzigartiges Zeichen der europäischen Friedenssicherung darstellen. Die Einführung muss aber entlang folgender Voraussetzungen erfolgen, um im Sinne liberaler Politik zu stehen:

I. Demokratische Bedingungen

Ohne ein positives Votum der Bevölkerung der Europäischen Union, kann und darf es keine EU-Armee geben. Demnach muss diese, unabhängig von der dann tatsächlichen Umsetzung der Aufstellung, grundsätzlich dem Willen der EU-Bürger entsprechen und dessen Ausdruck sein. In der Folge müssen die Ausführungen der EU-Armee unter Kontrolle des Europäischen Parlaments stehen.

II. Bedingungen der nationalen Souveränität

Die Gründung einer EU-Armee würde die Zusammenlegung der nationalen Streitkräfte der EU-Mitgliedsstaaten bedeuten. Dabei soll aber das Führen von Nationalgarden in jedem Mitgliedsstaat der EU möglich sein. Alle auswärtigen Kompetenzen und Aufgaben sind zu diesem Zeitpunkt aber an die Armee der Europäischen Union zu übertragen, wodurch etwaige Nationalgarden mit rein internen Angelegenheiten betraut sind.

Für die Jungen Liberalen Niedersachsen steht fest, dass eine gemeinsame und durchsetzungsstarke EU-Außenpolitik absolut notwendig ist, um die Aufstellung einer solchen EU-Armee wagen und verantworten zu können. Dabei muss klar sein, dass eine gemeinsame und mehrheitlich beschlossene Außenpolitik auch gegen den Willen einzelner Mitglieder durchgesetzt werden muss, um international effizient und handlungsfähig agieren zu können.

In einer Beziehung mit Europa

Junge Liberale Niedersachsen gefällt das.

Von verschiedenen Seiten sieht sich die Europäische Union in der aktuellen politischen Situation Angriffen ausgesetzt: Viele Menschen in Deutschland und anderen Ländern zweifeln die Bedeutung von Freihandel für den Wohlstand aller Europäer an. In der aktuellen Flüchtlingssituation sind die EU-Regeln zu Asyl und Migration überfordert und finden kaum noch Anwendung. In allen EU-Mitgliedsstaaten versuchen Politiker vom linken und rechten Rand, Brüssel für alle politischen Probleme verantwortlich zu machen. Und zum ersten Mal in ihrer Geschichte verlässt ein Mitgliedsstaat die Europäische Union.

In dieser schwierigen Situation möchten die Jungen Liberalen Niedersachsen sich zur Europäischen Union, dem Herzstück der europäischen Einigung, bekennen. Wir sind überzeugt, dass die europäische Einigung der Garant für zukünftigen Wohlstand und für Frieden auf dem Kontinent ist. Sie treibt die Verbreitung von Menschen- und Bürgerrechten in der ganzen Welt voran. Gleichwohl sehen wir die Notwendigkeit, durch kurz- und mittelfristige Maßnahmen die Legitimation, die Akzeptanz und den Mehrwert der Europäischen Union deutlich zu erhöhen.

EU-Politik auf Prioritäten fokussieren

Die Europäische Union muss stärker deutlich machen, wie sie Mehrwert für das Leben der EU-Bürgerinnen und -Bürger schafft. In ihren Gesetzesvorhaben muss dieser Mehrwert deutlich werden; wo aber eine europäische Lösung keinen Mehrwert bringt, ist nach dem Prinzip der Subsidiarität ein Themenfeld der Entscheidung der Mitgliedsstaaten zu überlassen. Die Jungen Liberalen Niedersachsen erkennen, dass die Europäische Union bei Freihandel, Mobilität, Sicherheit, Frieden und Menschenrechten einen Mehrwert schaffen kann, und fordert eine Fokussierung auf diese Prioritäten.

Es ist für die Jungen Liberalen Niedersachsen unverhandelbar, dass der freie Personenverkehr, der freie Warenverkehr, der freie Dienstleistungsverkehr und der freie Kapitalverkehr das Fundament der Europäischen Union sind. Diese vier Freiheiten sind die Grundlage für Freihandel, der eine Voraussetzung für zukünftigen Wohlstand in Europa ist, und die Mobilität der Bürger der EU. Initiativen, die auf dieser Grundlage Freihandel und Mobilität fördern, müssen priorisiert behandelt werden. Kommissionsvorlagen aber, die diesen Zielen durch unnötige Bürokratie im Wege stehen, sind entschieden durch das EU-Parlament zu stoppen.

Freihandel ist darüber hinaus nicht nur innerhalb der EU sinnvoll. Die Gestaltung von internationalem Freihandel ist im Gegenteil ein Kernanliegen der Europäischen Union. Die Jungen Liberalen Niedersachsen sprechen sich daher dafür aus, das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen CETA zügig umzusetzen und die Verhandlungen über das europäisch-US-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP, unter Berücksichtigung berechtigter Kritik, weiterzuführen. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten müssen dabei stärker gegenüber der europäischen Öffentlichkeit kommunizieren, wie CETA und TTIP den Wohlstand in Europa fördern.

Auch soll die EU dem Vereinigten Königreich ein Freihandelsabkommen für die Zeit nach dem Austritt anbieten. Klar ist dabei, dass der uneingeschränkte Zugang zum EU-Binnenmarkt nur gegen die volle Einhaltung der vier Freiheiten gewährt werden kann. Sofern dies nicht im Interesse des Vereinigten Königreichs liegt, soll die EU zügig den Abschluss eines Freihandelsabkommens auf anderer Grundlage ermöglichen.

Offene Grenzen innerhalb Europas erfordern, dass die sicherheitspolitische Zusammenarbeit in der Europäischen Union funktioniert. Die aktuelle Situation an den europäischen Außengrenzen zeigt, dass die EU dringend ein neues, verbindliches Asylsystem als Teil einer neuen EU-Verfassung braucht. Genauso wichtig ist auch, dass es Aufgabe der Europäischen Union wird, die europäischen Außengrenzen zu schützen, und ein gemeinsamer europäischer Grenzschutz eingerichtet wird. Um grenzüberschreitende Kriminalität ohne die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zu bekämpfen, muss die grenzüberschreitende Polizeikooperation (z.B. nach Vorbild des Deutsch-Tschechischen Polizeivertrags) ausgebaut und bestehende Kooperationen wie Europol konsequent unterstützt werden. Auch durch eine Vertiefung der Kooperation der nationalen Armeen, etwa durch gemeinsame Einsatzgruppen, kann der sicherheitspolitische Mehrwert der EU erhöht werden.

Menschen- und Bürgerrechte müssen erkennbar Leitlinien jeder innereuropäischen und außenpolitischen Entscheidung der Europäischen Union sein. Die gemeinsame Außenpolitik der EU muss konsequenter koordinierend für alle Mitgliedsstaaten sprechen und nationalen Handlungen nicht nur hinterherlaufen. Nur so kann die EU glaubhaft als Anwalt für Frieden und die Achtung von Menschenrechten auf der ganzen Welt wahrgenommen werden. Die Freiheitsrechte der EU-Bürger zu achten, muss Aufgabe eines modernen EU-Datenschutzrechts sein, das insbesondere auch die Vorratsdatenspeicherung ausschließt. Außerdem fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen, dass die Europäische Union der Menschenrechtskonvention des Europarats beitritt, um so ihren Bürgern zu ermöglichen, gegen Handlungen der EU auch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu klagen. Ausnahmen von den gemeinsamen Werten können keinem Mitgliedsstaat gewährt werden. Wenn Mitgliedsstaaten Menschenrechte verletzen, dann muss die Europäische Union diese Handlungen konsequent sanktionieren.

EU zu mehr Transparenz weiterentwickeln

Nachdem der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union vollzogen ist, fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen einen neuen Anlauf für eine EU-Verfassung. Eine solche Verfassung soll nicht nur eine Insolvenzordnung für Mitgliedsstaaten und das neue verbindliche Asylsystem enthalten, sondern auch die Strukturen der EU-Entscheidungsfindung transparenter und glaubwürdiger gestalten. Es muss für alle Bürger der Europäischen Union nachvollziehbar sein, wie sie sowohl durch die Wahlen zum EU-Parlament, als auch, durch die nationalen Wahlen, über den Ministerrat die Handlungen der Europäischen Union beeinflussen können. Gleichzeitig muss das Prinzip der Subsidiarität gestärkt und die Grenzen der Kompetenzen der Europäischen Union explizit definiert werden.

Deswegen fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen als Eckpunkte der neuen EU-Verfassung die Abschaffung des Europäischen Rates, eine politische Bestimmung der EU-Kommission und eine Stärkung des EU-Parlaments. Statt durch den Club der Staats- und Regierungschefs sollen die Leitlinien der europäischen Politik durch eine EU-Kommission gesetzt werden, die zu einer echten politischen Führung der EU umgestaltet wird. Zukünftig soll die Besetzung der EU-Kommission durch eine politische Mehrheit im EU-Parlament bestimmt werden. Die Regelung, dass jeder Mitgliedsstaat genau einen Kommissar der EU-Kommission benennt, wird abgeschafft.

Darüber hinaus wird das Europäische Parlament gegenüber dem Ministerrat gestärkt: Es erhält ein eigenes Initiativrecht und ein echtes Budgetrecht. Die Jungen Liberalen Niedersachsen fordern, dass das System der Spitzenkandidaten der europäischen Parteien beibehalten wird und noch stärker als bisher als Grundlage für die Zusammensetzung der EU-Kommission herangezogen wird. Um den Zusammenhang zwischen EU-Parlamentsfraktionen und deutschen Parteien zu stärken, soll auf den Stimmzetteln zur Europawahl in Deutschland künftig die Zugehörigkeit einer Partei zu einer Europapartei gekennzeichnet werden.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit der politischer Entscheidungen aller EU-Organe ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz der EU in der europäischen Bevölkerung. Die Jungen Liberalen Niedersachsen fordern deshalb, dass sich jedes EU-Organ Transparenz-Leitlinien gibt, die die Einbindung der Öffentlichkeit in ihre Arbeit regelt und Bedingungen für nicht-öffentliches Handelns definiert.