Demokratie zurück ins Rathaus

Die Jungen Liberalen Niedersachsen setzen sich für eine Überarbeitung des niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes (NKomVG) ein und fordern:

– Mögliche Gebietsänderungen (§ 24 NKomVG) müssen vor Ort von den Bürgern entschieden werden. Hier sollte ein Bürgerentscheid zwingend durchgeführt werden, damit immer im Einzelfall von den direkt betroffenen Personen die richtige Lösung gefunden werden kann. Gebietsreformen von oben herab durch das Land lehnen wir kategorisch ab. Das Land ist an die kommunalen Entscheidungen gebunden.
– In Niedersachsen gibt es das einmalige Konstrukt der Samtgemeinden. Dabei bilden die Mitgliedsgemeinden einen Zusammenschluss, der ebenfalls eine Kommune darstellt. Bestrebungen, diese abzuschaffen, widersprechen wir ausdrücklich. Allerdings sollen verbindliche Mindestgrößen für Samtgemeinden festgelegt werden. In vielen Bereichen habt sich dieses Modell bewährt. Die Umbildung von Samtgemeinden zu Einheitsgemeinden müssen von den Kommunen vor Ort entschieden werden.
– Das Amt der Gleichstellungsbeauftragten soll künftig auch von Männern ausgeübt werden können. Gerade aufgrund der Änderung von der Frauen- zur Gleichstellungsbeauftragten, ist nicht ersichtlich, warum nur eine Frau dieses Amt ausführen können soll. Das Amt der/des Gleichstellungsbeauftragten soll nicht mehr zwingend hauptberuflich ausgeübt werden. Wir sehen keine Notwendigkeit darin, den Kommunen mit über 20.000 Einwohnern aufzuzwingen, eine Vollzeitstelle mit diesen Aufgaben zu verplanen.
– Für den Einwohnerantrag nach § 31 NKomVG wollen wir eine inhaltliche Auseinandersetzung des Rates mit dem Antragsthema notwendig machen. Der Zeitraum bis der Rat sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben muss, soll gekürzt werden. Zur Zeit beträgt dieser noch sechs Monate.
– Die Instrumentarien des Einwohnerantrags, des Bürgerbegehrens und des Bürgerentscheidens begrüßen wir als Möglichkeiten, dass Einwohner und Bürger auch außerhalb von Wahlen ihren Willen kund tun können. Die Hürden hierfür sind jedoch so hoch gesetzt, dass die wenigsten Initiativen auch Erfolg haben. Wir fordern daher, die Quoren deutlich zu senken.
– Wir wollen, dass Jugendliche stärker am politischen Leben in der Gemeinde beteiligt werden. Zum einen sollen die Kommunen Jugendparlamente ins Leben rufen, die selbstständig über aktuelle Themen diskutieren. Diese sollen auch die Möglichkeit haben, von der Kommune mit einem Budget ausgestattet zu werden, um z.B. Veranstaltungen für die Jugendlichen der Kommune organisieren zu können. So wird auch der Anreiz erhöht in einem Jugendparlament mitzuarbeiten. Zum anderen sollen die Kommunen die Jugendlichen durch einzelne Projekten besser ins politische Leben einbinden. Solche Projekte sollen themenspezifisch stattfinden und die Jugendlichen aktiv zur Mitgestaltung einladen/anregen. Diese Projekte werden von den Kommunen finanziert, welche dabei vom Land unterstützt werden.
– Wir halten es für richtig, dass Kommunen die Möglichkeit haben Räte bei Bedarf zu verkleinern. Diese Verkleinerung darf allerdings nur mit einer Zustimmung der Bürger durch einen Bürgerentscheid erfolgen. Somit ist eine rein politisch motivierte Verkleinerung der Räte nicht möglich.
– Die Orts- und Bezirksräte haben bisher fast keine Rechte. Sie haben als reguläre Aufgabe jediglich die Benennung von Straßen. Wir möchten die Möglichkeit schaffen, dass die Kommunen in ihren Hauptsatzungen weitere Aufgaben an die Orts- und Bezirksräte übertragen können.
– Hauptamtliche Bürgermeister sollen ihre Kommune verwalten. Sie sind dem Rat gegenüber rechenschaftspflichtig, gleichzeitig gehören sie dem Rat derzeitig auch an und haben eine Stimme. Dem Gremium, das sie kontrollieren sollen, gehören ie selbst an. Dies widerspricht der Logik, Bürgermeister sollen verwalten, Räte kontrollieren. Das Stimmrecht der Hauptverwaltungsbeamten ist daher abzuschaffen.
– Die kommunalen Finanzen sind das Herzstück der kommunalen Selbstverwaltung. Diese müssen immer transparent für die Einwohner sein. Wir fordern daher, dass alle Haushaltspläne, Wirtschaftspläne, Jahresabschlüsse und deren Prüfungen dauerhaft auf den Internetseiten der Kommunen zu veröffentlichen sind.
– Aktuelle Bestrebungen der Landesregierung die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Betätigung von Kommunen aufzuweichen, lehnen wir ab. Wir fordern, dass die bisher gültige Differenzierung (§ 136 Absatz 1 NKomVG) erhalten bleibt.

Aufhebung der Karfreitagseinschränkungen

Die Jungen Liberalen fordern die Aufhebung aller Einschränkungen und Verbote, die an Karfreitagen Anwendung finden, um eine freie Entfaltung in privater wie öffentlicher Umgebung zu ermöglichen.

Schützenvereine und Jäger nicht zu Sündenböcken der Amokläufe machen

Die Jungen Liberalen Niedersachsen lehnen eine Verschärfung der bestehenden Waffengesetze ab. Wenn wir Forderungen wie etwa die nach der zentralen Aufbewahrung von Schusswaffen unterstützen würden, würden wir Jäger und Sportschützen pauschal verurteilen. Die JuLis Niedersachsen erkennen demgegenüber die gesellschaftlichen Leistungen an, die Jäger und Schützenvereine meist ehrenamtlich erbringen.

Für ein modernes Niedersachsen-Kompetenzen klar ordnen, Verwaltung reformieren

Ein regelungswütiger Staat, riesige Beamtenapparate, unklare Aufgabenverteilung: Deutschland und Niedersachsen stecken in einer tiefen Krise. Um Niedersachsen wieder nach vorne zu bringen ist es nicht mit halbherzigen Reförmchen getan. Wir brauchen eine umfassende und radikale Aufgabenkritik des Staates, eine klare Aufgabenverteilung und eine moderne, am Bürger orientierte Verwaltung.

Das liberale Konzept für einen modernen Staat setzt auf die Eigenverantwortung der Bürger und mehr Freiheit vom Staat. Für Liberale ist nicht jede Regelungslücke ein unkalkulierbares Risiko sondern zuallererst eine Chance für mehr persönliche Entfaltungsfreiheit. Den Staat wollen wir daher auf seine Kernbereiche beschränken. Dadurch werden die Staatsmittel auf die eigentlichen Aufgaben konzentriert und Impulse für mehr wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Dynamik geschaffen. Um diese Ziele zu erreichen fordern die Jungen Liberalen Niedersachsen:

I. Bundespolitische Maßnahmen

1. Neuordnung der Kompetenzverteilung

Ein funktionierender und leistungsfähiger Bundesstaat bedarf der klaren Kompetenzverteilung und muss Mischzuständigkeiten vermeiden. Mit einer Neuordnung der Kompetenzen muss eine Neuordnung der Steuern erfolgen, die den einzelnen staatlichen Ebenen ihre Aufgabenerfüllung ermöglicht. Den Kommunen ist dabei ein Hebesatzrecht auf die Einkommenssteuer zu gewähren, um sie künftig von Schwankungen bei konjunkturell stärker betroffenen Steuern unabhängig zu machen. Die Kompetenzen sind wie folgt zu ordnen:

Kompetenzen des Bundes: Außenpolitik, Verteidigung, Entwicklungshilfe, Gesundheit, Rente, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Landwirtschaft, Umwelt, Küsten- und Hochwasserschutz, Bundespolizei und Grenzschutz, Asyl und Zuwanderung, überregionales Verkehrs- und Bauwesen, Arbeitsrecht, Familie, Jugend, Senioren, Steuern und Finanzen des Bundes, Zuständigkeit für Bundesgesetze.

Kompetenzen des Landes: Polizei, Strafvollzug und Strafverfolgung, Bildung, Schule, Hochschule, Wohnungsbau, Verkehrs- und Bauwesen für das Land, Medien, Tourismus, Bergbau, Häfen und Schifffahrt, Steuern und Finanzen des Landes, Zuständigkeit für Landesgesetze.
Kompetenzen der Kommunen: Kompetenzen der Kommunen sind alle nicht genannten Aufgaben, insbesondere die Flächenplanung und die Schulträgerschaft.

2. Neugliederung des Bundes

Die Größe und Struktur einiger Bundesländer ist dauerhaft nicht ausreichend, damit diese Länder selbstständig existieren können. Mittelfristig sind zumindest die Länder Berlin und Bremen aufzulösen und in den sie umschließenden Ländern Brandenburg und Niedersachsen einzugliedern. Dadurch wird der Beamtenapparat insgesamt verkleinert und der Steuerzahler entlastet.

II. Landespolitische Maßnahmen

1. Für mehr Eigenverantwortung des Bürgers

a) Keine wirtschaftliche Betätigung des Staates

Es ist nicht Aufgabe des Staates sich wirtschaftlich zu betätigen. Überall dort wo eine Übernahme durch private Anbieter möglich und sinnvoll ist, sollten sich das Land oder die Kommunen zurückziehen. Eine künftige wirtschaftliche Betätigung von Land oder Kommune ist in allen Fällen in denen es nicht zwingend notwendig ist zu verbieten. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen sind zu ändern. Die bestehenden Beteiligungen von Land und Kommunen an Unternehmen sind zu privatisieren und zu veräußern.

b) Abschaffung des Berufsbeamtentums

Das Berufsbeamtentum soll stark reduziert werden. Generell sollte der Beamtenstatus künftig lediglich bei originär hoheitlichen Aufgaben erhalten bleiben. Insbesondere der Beamtenstatus der Lehrer ist abzuschaffen. Dadurch wird der Staat auch von den teureren Pensionskassen befreit und mehr Gerechtigkeit bei der Altersversorgung erreicht.

2. Für eine gerechte und leistungsfähige Gesetzessystematik

a) Reduzierung landesrechtlicher Gesetze und Vorschriften

Die unüberschaubare Masse an landesrechtlichen Gesetzen und Verordnungen erstickt die Wirtschaft und entmündigt den Bürger. Gesetze sind zwar ein notwendiger Bestandteil eines Rechtsstaates, zu viele Gesetze aber nehmen den Bürgern ihre Gestaltungsfreiheit und ihr Selbstbestimmungsrecht. Mehr Freiheit und Flexibilität insbesondere bei Verordnungen, die die Wirtschaft betreffen führen zu mehr Wachstum und Dynamik. Gesetze und Verordnungen sind daher umfassend zu reduzieren.

b) Befristung von Wirtschafts- und Finanzgesetzen

Wirtschafts- und Finanzgesetze sind künftig auf eine bestimmte Laufzeit zu befristen nach deren Ablauf sie erneut zu beschließen sind. Dadurch wird besonders bei Steuern und Ausnahmeregelungen von der Steuerpflicht eine fortlaufende Rechtfertigung zur Aufrechterhaltung benötigt.

c) Konnexitätsprinzip in die Landesverfassung

Das Konnexitätsprinzip wird in der Landesverfassung verankert. Danach haben die Landkreise, kreisfreien Städte und die Region Hannover ein Veto-Recht bei allen Landesgesetzen, die sie finanziell belasten. Abstimmen dürfen nur die Kommunen, die betroffen sind. Die Abstimmung erfolgt beim Niedersächsischen Landkreistag. Ein Veto kommt zustande, wenn mehr als die Hälfte der betroffenen Kommunen das Gesetz ablehnen. Das Land kann das Veto umgehen, wenn es vollständig die Kosten für die Umsetzung übernimmt.

3. Für eine effiziente Verwaltung

a) Abschaffung der Bezirksregierungen

Die Bezirksregierungen werden abgeschafft. Sämtliche Aufgaben werden an die Kommunen direkt oder an kommunalstaatliche Partnerschaften abgegeben. Die Rechts- und Fachaufsicht über die Landkreise, kreisfreien Städte sowie die Region Hannover erhalten die Landesministerien.

b) Reduzierung der Landesministerien und Landesämter

Das Umweltministerium wird mit dem Landwirtschaftsministerium zusammengelegt. Die Landesämter sind auf ihre Effizienz und ihren Sinn zu überprüfen. Insgesamt soll ihre Zahl stark reduziert werden. Durch die Reduzierung des Staates auf seine Kernaufgaben wird die Notwendigkeit von Landesämtern abnehmen.

4. Für eine transparente und moderne Verwaltung

a) Ausbau des e-government

Leistungen des Landes und der Kommunen sind dem Bürger verstärkt über Internet zugänglich zu machen. Dadurch wird Zeit und Geld gespart und der Dienstleistungscharakter der Verwaltung gestärkt. Insbesondere die Rathäuser sind wegen ihrer großen Nähe zum Bürger „internetfähig“ zu machen.

b) Informationsfreiheitsgesetz

Ein Informationsfreiheitsgesetz soll den Bürgern in Niedersachsen die Möglichkeit geben, über Informationen und Verfahren der Verwaltung Auskunft zu verlangen. Der Datenschutz muss berücksichtigt werden. Durch das Informationsfreiheitsgesetzt wird die Transparenz der Verwaltung erhöht und der Korruption entgegengewirkt.

Bekämpfung des Rechtsextremismus

Die Jungen Liberalen Niedersachsen fordern die Bundes- und Landesregierung dazu auf sich bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus hauptsächlich auf die Wurzeln und Ursachen zu konzentrieren.

Den NPD-Verbotsantrag der Bundesregierung und ein NPD-Verbot generell lehnen die Jungen Liberalen ab.
Ein Verbot wird die Ursachen nicht bekämpfen, sondern den Rechtsextremismus nur in den Untergrund treiben und ihn dadurch wohlmöglich noch attraktiver machen und ggf. stärken.

Die Jungen Liberalen fordern deshalb:

* mehr Streetworker für Jugendzentren
* mehr Sportangebote für Jugendliche auf dem Land
* gezieltes Werben von Jugendlichen durch bestehende Vereine
* Änderung der Lehrpläne im Geschichtsunterricht
* Vorträge von Holocaustopfern an Schulen
* Ausnutzung des vollen Strafmaßes bei rassistischen Übergriffen und Verbreitung von Propagandamaterial
* den Dialog mit Jugendlichen im rechten Spektrum zu suchen
* Integration in der Gesellschaft und an Schulen zu stärken